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Rubrik: Betrieb & Gewerkschaften

Euer entschlossener Streik hat mehr verdient!

Liebe Kolleginnen und Kollegen von Infineon,

letzten Samstag haben wir - Gewerkschaftskollegen/innen von der Münchner Gewerkschaftslinken - eine Solidaritätsaktion organisiert und Euch unsere Solidaritätsgrüße für Euren tapferen Kampf überbracht!

Mittlerweile gibt es den Sozialtarifvertrag und Ihr habt dem Ergebnis — wenn auch mit Zähneknirschen - mit großer Mehrheit zugestimmt. Denn leider ist es Euch, trotz Eures entschlossenen Kampfes nicht ge-lungen die Geschäftsführung von der Schließung abzubringen. Ihr hattet Euch deshalb auf Anraten der IG-Metall Verhandlungsführung mit großer Mehrheit dafür entschieden, für einen Sozialtarifvertrag zu streiken.

Euer Motto: ”Wir bleiben hier, dafür kämpfen wir” hat aber gezeigt, dass es Euch um den vollen Erhalt Eurer Arbeitsplätze bei Infineon Perlach geht. Jeder von Euch ist sich bewusst, dass der Erhalt der Ar-beitsplätze besser ist, als jede Abfindung oder Qualifizierungsgesellschaft. Wer sich aber, wie die IG-Metall Verhandlungsführung, ”nur” noch für die Regelung eines möglichst sozialverträglichen Arbeits-platzabbaus einsetzt, der hat sich unserer Meinung nach bereits der Logik des Kapitals gebeugt und den Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze aufgegeben.

Der abgeschlossene Sozialtarifvertrag hat unserer Meinung nach leider diese Einschätzung bestätigt.

Wir fragen:

• Wäre bei den Verhandlungen angesichts Eurer Geschlossen- und Entschlossenheit nicht mehr mög-lich gewesen? Ihr habt die Produktion für eine Woche völlig lahmgelegt, obwohl die Geschäftsführung angekündigt hatte, die Produktion weiter fortführen zu können! Im Radio hatte ein Sprecher von Infineon mitgeteilt, dass sich das Ergebnis im Rahmen dessen bewegt, was von Seiten der Ge-schäftsführung erwartet wurde.

• Hatte nicht ein Vertreter der IG-Metall auf der Versammlung am Samstag im Streikzelt, als er über die Verhandlungen von Freitag auf Samstag berichtete, verkündet, dass die nächsten Verhandlungen von Sonntag abgebrochen werden, wenn bis Sonntag Abend nicht ein besseres Ergebnis von Seiten der Geschäftsführung vorgelegt wird? Das jetzige Ergebnis jedoch entspricht im großen und ganzen dem Angebot von letztem Freitag (s. Infineon Dialog vom 31.10.05).
• Wäre nicht eine breit angelegte Solidaritätskampagne einschließlich von Solidaritätsstreiks der Metall-betriebe in München und landesweit — organisiert durch die IG-Metall - möglich und nötig gewesen, um Euren Kampf für den Erhalt Eurer Arbeitsplätze nicht nur auf einen Betrieb zu begrenzen, sondern auf eine breitere Grundlage zu stellen? Haben nicht die Solidaritätsabordnungen vieler Münchner und bayerischer Metallbetriebe gezeigt, dass der Aufruf der IG-Metall zur Solidarität auf breite Unter-stützung gestoßen ist? Zeigt das nicht, dass sich die Kollegen/innen mehr und mehr bewusst werden, dass die Geschäftsführungen fest entschlossen sind, jeden Betrieb - sei er defizitär oder noch gewinnbringend - zu schließen, wenn er nicht die Gewinne bringt, die die Aktionäre vorgeben?

Mit solidarischen Grüßen!