Vorsicht Satire!

Wie zu erwarten und von ihm auch angekündigt, hat Herr Egbert Scheunemann inzwischen auf seiner Homepage auf meine Kritik geantwortet. Und wie zu erwarten, beklagt er sich bitterlich darüber, daß ich ihn in Sachen Physik der Unkenntnis bezichtige, ihn persönlich angreife und “klein, dumm und begriffsstutzig” daherdenunziere, “Beleidigungen, Unterstellungen, Lügen” verbreite und so weiter. Seine neueste Streitschrift enthält ironischerweise sehr wenig Physik, vor allem keine neuen physikalischen Argumente, dafür umsomehr seinerseits persönliche Anwürfe, aber auch ein paar pointierte physikalische Aussagen, die ich Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, nicht vorenthalten möchte, obwohl sie nicht wirklich neu sind und Scheunemann sich da letztlich nur wiederholt.

Wenn meine Ausführungen auf Scheunemann so beleidigend wirken, da kann ich als von ihm Angeklagter nur sagen, daß ich stets versucht habe, meine Aussagen auch zu belegen. Und ja, ich nehme mir das Recht, ihm zum Beispiel Unkenntnis auf wichtigen physikalischen Gebieten zu bescheinigen und weiche davon auch nach seiner neuesten Schrift nicht um ein Jota ab. Schließlich verschont E.S. umgekehrt nicht ein bißchen die Physiker (nicht nur mich!) mit seinen ehrenrührigen Vorwürfen wie, daß diese absurden Unsinn verbreiten würden und meint offenbar, er würde sie immer fair behandeln. Ach die Welt ist so ungerecht. In der Folge präsentiere ich kurz einige meist belustigende Vergleiche von Zitaten in Tabellenform sowie meine Anmerkungen dazu und überlasse Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die abschließende Beurteilung.

E. ScheunemannM. Hochschild

Ich zitiere aus dem, was Hochschild offensichtlich mit seinem Harnstrahl geschrieben hat:

-

Dem kann ich natürlich nichts entgegensetzen, denn eine Fäkalsprache pflege ich nicht.

Die Denunziationen Hochschilds

1. Hochschild behauptet, ich habe in meinen beiden Mails vom 26. Mai 2010, die er freundlicherweise selbst dokumentiert, “hochtrabend” von meinen “’Publikationen’” gesprochen, die in “Spektrum der Wissenschaft” erschienen seien. Wer diese beiden Mails liest, wird feststellen, dass ich in der ersten Mail expressis verbis von exakt zwei Veröffentlichungen spreche...

So schreibt er z.B. in seinem zweiten Brief vom 26.03. etwas hochtrabend von seinen ”Publikationen” in der Zeitschrift ”Spektrum der Wissenschaft”. Tatsächlich sind es bisher nur sechs kleine Leserbriefe.

Auf die Zahl 6 statt 2 bin ich gekommen, indem ich auf der Online-Seite von “Spektrum der Wissenschaft” explizit nach Publikationen und Leserbriefen von Herrn Scheunemann gesucht habe. Ich finde, das klingt doch besser als die Zahl 2. Ob nun ein Leserbrief als vollwertige Publikation gelten soll, das Urteil überlasse ich gerne den Lesern. Das von mir verwendete Wort “hochtrabend” hat E.S. übrigens auch als Beleidigung aufgefasst. Sehr empfindlich. Nach seiner Lesart macht mich das schon zum Denunziant.

2. Damit zu Hochschilds infamer Unterstellung, ich wolle mich, indem ich die Diskussion mit fachlich Kompetenten, ihr Urteil und ihre Kritik suche, in deren „Kompetenzaura… sonnen“. Hier wird die Sache säuisch, weil der erste Vorwurf, den man sich von Physikern einfängt, denen ‚Reputation’ und Expertenherrschaft wichtiger sind als inhaltliche Argumente, der ist, dass man als nicht offiziell Physik studiert habender Mensch doch gefälligst den Mund zu halten habe, wenn es um Themen der Physik geht.

[...]

Was unterscheidet übrigens ein offizielles Physikstudium von einem inoffiziellen, aber faktischen? Die Immatrikulation.

[...]

Wenn ich übrigens die – von einer anfänglich oft etwas herablassenden Reserviertheitabgesehen – Gelassenheit, ja Freundlichkeit betrachte, mit der meine Dialogpartnermit mir diskutieren (was gelegentliche deutliche Wort und kleine ironische Neckereien,ja sogar einen Diskussionsabbruch keinesfalls ausschließt), und diese mit DenunziantHochschilds Tonfall vergleiche, dann bestätigt sich mal wieder eine alte Erfahrung: desto tiefer die Hierarchieebene des Wissenschaftsbetriebes, desto höher die Quote der Denunzianten und Wadenbeißer. Nach oben buckeln, nach unten treten.

Scheunemann versucht auch, allein aufgrund der Aussage, daß er ”seit langen Jahren” in ”engstem Kontakt” mit vielen Physikern und Mathematikern stünde, den Eindruck zu erwecken, er könne auf diesem Gebiet etwas von der ‚fachlichen Kompetenz’ der Physiker (die ihn kritisieren!) mitnehmen, nur weil er mit ihnen verkehrt. Er hätte angeblich auch keine ernsthaften Gegenargumente von ihnen vernommen. Die von ihm zitierten Physiker sehen das indes völlig anders.

[Zitat von Professor YYY]

Warum versucht er sich in deren Kompetenzaura zu sonnen? Mit welchen Physikern erzielt also Herr Scheunemann Übereinstimmung in der Einschätzung der Relativitätstheorie???

Apropos infame Unterstellung in Sachen Kompetenzaura: Wenn jemand sich gleichzeitig seiner freundschaftlichen Beziehungen zu Physikern rühmt, sich den Physikern aber so überlegen fühlt, sie in "Grund und Boden" kritisieren zu können meint und die Physiker de facto als Idioten ansieht und auch so behandelt - ohne einen realen Mindestnachweis seiner Fähigkeiten, dann wirkt das umgekehrt infam für viele Physiker. Das ist einfach der subjektive Eindruck, den Herr Scheunemann auf mich macht.

Ich bezweifle nicht, daß man sich in langjährigen Gesprächen mit befreundeten Physikern und Mathematikern als Autodidakt erfolgreich fortbilden kann, genauso wie man auch nicht unbedingt Politologie studiert haben muss, um in der Politik mitreden zu können. Zweifelsfrei möchte Herr Scheunemann sagen, daß er sich so eine besondere Kompetenz in der Physik erarbeitet habe.

Aber ich kann nicht bewerten, welchen Ruf in Sachen physikalischer Kompetenz Scheunemann in seinem privaten Freundeskreis genießt, sondern ich bewerte erstens Scheunemanns öffentliche physikalische Aussagen (ob es ihm passt oder nicht) und zweitens, was er öffentlich an Dialogen mit Physikern auf seiner Homepage preisgibt, um dann ein Urteil zu fällen, ob ich ihn für physikalisch kompetent halte. Vor dem Hintergrund meines negativen Urteils über seine physikalischen Fähigkeiten gewinne ich allerdings den Eindruck, daß Scheunemann den Hinweis auf seinen autodidaktischen Zugang zur Physik in erster Linie dazu benutzt, eine angeblich vorhandene Physik-Kompetenz übermäßig zu betonen. Nichts anderes habe ich gesagt.

Im übrigen bin ich viel härter als Scheunemann geprüft worden (im wahrsten Sinne des Wortes, gerade auch in der speziellen Relativitätstheorie — mit Bestnote), ob meine physikalische Kompetenz ausreichend vorhanden ist. E.S. hingegen hat sich nie der Bewertung seiner Physikkenntnisse durch öffentlich anerkannte Prüfer aussetzen müssen, aber lamentiert seitenlang über meine negative Bewertung, wo ich ihm nicht einmal ein für seine berufliche Laufbahn relevantes offizielles Zeugnis ausstellen kann und will. Nun scheint Scheunemann nicht viel vom Wissenschaftsbetrieb zu halten und hält mich für einen Buckler und Treter, letztlich nur, weil ich allgemein anerkannte experimentell untermauerte physikalische Theorien verteidige — wohl gemerkt, aus eigener Überzeugung und nicht, um meinen Prüfern zu gefallen. Ich würde sagen, auch in einer idealen klassenlosen kommunistischen Gesellschaft sind offizielle Physikprüfungen und Diplom-, Doktor- und Habilitationsschriften weiterhin notwendig, schon um Scharlatane fernzuhalten und eine gewisse Mindestqualität in der Wissenschaft aufrechtzuhalten. Und Scheunemann hat als Ausweis seiner Kompetenz nicht eine einzige wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Physik vorgelegt, es sei denn, seine Leserbriefe und sein Büchlein "Irrte Einstein?" werden dazu gezählt.

Schließlich scheint Herrn Scheunemann immer noch nicht aufgegangen zu sein, wie schlecht er bei Prof. YYY im auf seiner Homepage dokumentierten Briefwechsel wegkommt. Der Diskussionsabbruch in diesem Briefwechsel kommt nicht aus heiterem Himmel. Trotzdem wähnt sich Scheunemann kurioserweise offenbar als Gewinner dieser Debatte.

Zwei Motive ließen es mich angeraten sein, meine Diskussionspartner zu anonymisieren: Zum einenhandelte es sich um einen privaten E-Mail-Verkehr. Ich gehöre zu jenen, die meinen, dass Respekt und Anstand es ganz und gar verbieten, private Zuschriften ohne Zustimmung des Absenders öffentlich zu machen (vom Umstand, dass die Sache auch schnell strafrechtlich relevant werden könnte, mal ganz abgesehen). Hochschild gehört zu diesem Personenkreis nicht. In einer inzwischen öffentlich nachlesbaren Mail an mich kündigte er einfach an, dass er unseren E-Mail-Wechsel online stellen werde – wohlgemerkt, er fragte mich nicht, ob mir das genehm sei, sondern er kündigte an.

[...]

Ich habe der Publikation übrigens nicht widersprochen (obwohl ich spontan und anfänglich große Lust dazu hatte), weil ich in besagten Mails nichts zu verheimlichen hatte und habe.

[siehe Artikel- und Maildokumentation auf dieser Webseite mitsamt Datumsangaben]

Ich habe die Ankündigung, seine E-Mails zu veröffentlichen, lange VOR der Veröffentlichung DIREKT Herrn Scheunemann mitgeteilt. Sinn war natürlich, ihm die Gelegenheit zu geben, der Veröffentlichung zu widersprechen. Und er hatte alle Zeit der Welt dazu. Er hat es nicht getan, sondern mich im Gegenteil in der Zwischenzeit mit rechtschreibkorrigierten Versionen seiner Gegenkritik versorgt. Ich habe das als implizite Zustimmung zur Veröffentlichung der Mails gewertet. Und jetzt stellt er öffentlich fest, daß er expressis verbis nicht widerspricht. Wo ist also das Problem???

Nur am Rande: Es würde mich interessieren, ob E.S. Prof. XXX und YYY gefragt bzw. wenigstens vorgewarnt hat, was die Veröffentlichung von deren Mails angeht. Da finde ich selbst eine Anonymisierung etwas problematisch. Zum Beispiel bei YYY scheint mir das mit etwas detektivistischem Spürsinn herauszufinden möglich zu sein, wer dahintersteht.

4. In den Bereich einer offenen Lüge geht dann Hochschilds Behauptung, ich habe “Verschwörungstheorien wie ‚abweichende Physikverständnisse werden zensiert’” in die Welt gesetzt oder “eine… Ignoranz gegenüber Einstein-Kritikern (behauptet)”. Wo habe ich das getan? Wo habe ich behauptet oder geschrieben, dass ich bzw. mein abweichendes Physikverständnis, gar noch im Kontext einer Verschwörung, zensiert werde?

Belege? Zitate? Ich stelle hiermit also öffentlich fest, dass Hochschild ein Lügner ist.

”Spektrum der Wissenschaft” druckt übrigens auch Stellungnahmen bzw. Leserbriefe von anderen gegenüber der modernen Physik skeptisch eingestellten Menschen.

Für Verschwörungstheorien wie ”abweichende Physikverständnisse werden zensiert” oder nur eine behauptete Ignoranz gegenüber Einstein-Kritikern gibt es somit keinen Anlaß. Herr Scheunemann bringt dazu selbst in Form von zwei PDF-Dokumenten auf seiner Homepage einen Briefwechsel mit zwei Physikern, die sich ganz offensichtlich nicht zu schade waren, ohne akademische Arroganz mit einem Nicht-Physiker eine kleine Debatte zu führen.

Scheunemann unterstellt mir zwar wiederholt in seiner Streitschrift Legasthenie (Leseschwäche), sollte vielleicht aber selbst einmal seine Lesefähigkeiten überprüfen. Mein Satz über Verschwörungstheorien ist gerade nicht auf Herrn Scheunemann bezogen gewesen, sondern als allgemeine Feststellung bezüglich der Veröffentlichungspraxis der Zeitschrift “Spektrum der Wissenschaft” so in Worten gemeint. Da steht NICHT, daß ich Scheunemann unterstelle, ER selbst würde eine Verschwörungstheorie in die Welt setzen (zwischen “es gibt” und “er sagt” ist schon ein wichtiger Unterschied!). Im Gegenteil sieht und sagt E.S. ja, daß er zumindest Leserbriefe und wohl auch eine Rezension in der besagten Zeitschrift lancieren kann. Außerdem führe ich positiv für ihn unmittelbar im nächsten Satz an, daß er eine Debatte mit zwei Physikern publiziert. Zu Ende gedacht heißt das also — auch als notwendige Klarstellung — daß ich ihn nicht für einen Verschwörungstheoretiker halte. Im übrigen ist nicht alles bei mir in Anführungszeichen Gefasste automatisch ein Zitat (z.B. ”abweichende Physikverständnisse werden zensiert” — gemeint als allgemeiner keineswegs E.S. zugeschobener Gedanke). Zitate pflege ich mit Fußnoten und Kursivschrift oder mit expliziter Ansage zu belegen.

Nun beanspruche ich ja nicht, mich für jedermann jederzeit klar genug und perfekt persönliche Befindlichkeiten berücksichtigend ausgedrückt zu haben. Wer schafft das schon? Etwa Scheunemann selbst??? Wenn Scheunemann wirklich so zivile Umgangsformen besitzt, hätte er ja mit einem kurzen Mail mich fragen können: “Herr Hochschild, meinen Sie diese für mich unklare Passage persönlich auf mich gemünzt?” Und ich hätte selbstverständlich auch auf der Webseite eine entsprechende öffentliche Klarstellung einer unbeabsichtigten Zweideutigkeit gegeben, die eben jetzt in dieser Form erfolgt. Stattdessen ist er vor lauter Raserei so geladen, daß er mittlerweile in fast jedem meiner Sätze einen persönlichen Angriff gegen sich zu wittern meint, sogar dort, wo ich ausnahmsweise etwas Positives über ihn sagen möchte (nämlich zumindest anfangs um eine halbwegs sachliche Debatte mit Physikern bemüht). Er versteigt sich stattdessen jetzt dazu, mit Hilfe einer sinnentstellenden verfremdeten Zitatverwendung (um es noch ganz milde auszudrücken) mich als Lügner zu bezeichnen. Ungenaue Formulierung? Gegessen. Aber offene Lüge? Das ist für seine Zwecke zurechtgebogen. Den Leserinnen und Lesern überlasse ich nicht nur in diesem Punkt das Urteil, wer sich mehr um Sachlichkeit bemüht.

Nach all diesem Kindergartentheater geht es nunmehr endlich um Physik. Hier eine Auswahl einiger interessanter Kostproben, wobei ich vor allem reine Wiederholungen in Scheunemanns Argumentation ausspare:

5. Damit zu Denunziant Hochschilds Halluzination, ich betreibe einen “Kreuzzug gegen Einstein”. Dieser “Kreuzzug gegen Einstein” — wohlgemerkt: gegen Einstein und nicht etwa meine von Hochschild zum Kreuzzug umgelogenen kritischen Anmerkungen zur Theorie, der SRT und ART — lautet...

[...]

Seine größte Leistung im Physikbetrieb (also nicht in der Physik selbst) ist freilich, dass er es geschafft hat, bislang drei Generationen von Physikern mit seiner SRT und ART an der Nase herumzuführen. So sieht mein „Kreuzzug gegen Einstein“ aus – zumindest in den Augen und im Hirn eines halluzinierenden Denunzianten.

Mit einem Bruchteil der Mühe, die er sonst für seinen Kreuzzug gegen Einstein aufbringt, ...

Und wieder soll ich gelogen haben. Eingedenk der Tatsache, daß Einstein in der Öffentlichkeit vor allem mit seinem wissenschaftlichen Hauptwerk der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie assoziiert wird, halte ich die Aussage für vertretbar, daß ein Kreuzzug gegen die Relativitätstheorie zugleich ein Kreuzzug gegen Einstein selbst ist, handelt es sich doch um Einsteins Lebenswerk schlechthin. Diese meine sprachliche Vereinfachung als Halluzination eines Denunzianten zu bezeichnen ist mir unverständlich. Eigentlich will Scheunemann nur verdecken, daß er sich durch die Verwendung des Begriffs “Kreuzzug” beleidigt fühlt. Aber auch diesen Begriff muß ich angesichts seines zunehmend rasenden Eifers auch gegen drei Physikergenerationen nicht zurücknehmen. Ein sehr empfindlicher Mensch.

Und was sagt er zu meinem Hinweis, dass die Ableitung der Formel für die Berechnung der Zeitdilatation aus dem Lichtuhrenkonstrukt22 (und das ist die einzige physikalische Erklärung der ominösen ‚Zeitdilatation’, die uns ihre Protagonisten anbieten) alles Mögliche beweise — nur nicht eine Dilatation des realen physischen Zeitflusses?

Keinen Ton!

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Ja tatsächlich, kein Ton!!! In jedem Lehrbuch zur Relativitätstheorie ist diese Formel angegeben. An der aus der vor allem aus der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und der Lorentz-Transformation gewonnenen Formel kann jeder direkt ABLESEN, daß die Zeiten des ruhenden und des bewegten Beobachters verschieden sind. Muß ich da noch mehr sagen?

“’Wenn ich dann aber Zeit definiere als, wie gesagt, Daseinsweise der immer und überall sich bewegenden Materieenergie, dann unterliegt die Zeit den absolut gleichen Erhaltungssätzen wie die Energiematerie selbst, dann ist Zeit so absolut wie das Dasein der Energiematerie selbst als ‚Sein schlechthin’.’” Die völlig klare Aussage dieses völlig klaren Satzes ist wohl jedem des Lesens und Denkens Mächtigen verständlich.

[...]

Was soll man dazu noch sagen? Kann er nicht lesen? Kann er nicht denken? Oder kann er beides — und will Denunziant Hochschild einfach nur denunzieren? Wieder zum Mitdenken und Mitschreiben: Ich koppele die Zeit bzw. den Zeitfluss vollständig an den immerwährenden Bewegungsfluss der Energiematerie und an deren, also an die gegebenen Erhaltungssätze – und das soll eine Einführung eines neuen Erhaltungssatzes sein!? Das ist selbstverständlich wieder nur im Hirn eines des Lesens und Denkens nur bedingt mächtigen Denunzianten der Fall!

Die Formulierung der Zeit als der Daseinsweise der immer und überall sich bewegenden Materieenergie ist mir zu schwammig und physikalisch unklar.

[...]

Er führt allen Ernstes einen neuen Erhaltungssatz in die Physik ein, nämlich einen für die Zeit, die eigentlich nicht viel mehr als eine Koordinate einer geometrischen Beschreibung der Raumzeit ist. Es gibt in der Physik anerkanntermaßen Erhaltungssätze für die Energie, den Impuls und den Drehimpuls, aber für die Zeit??? Ich habe als Physiker davon noch nie gehört. Und den Beweis für diesen neuartigen revolutionären Erhaltungssatz bleibt Scheunemann auch schuldig.

Oh ich armer Tor, meine Denkfähigkeit ist so beschränkt, daß ich Scheunemanns Genius und “völlig klarer” Erklärung der Zeit leider nicht mehr folgen kann. “Daseinsweise der sich bewegenden Materieenergie”? Eher hat Zeit etwas mit einem Maß für Änderungen als mit der Daseinsweise (im existenzialischen Sinn?) zu tun. Die Formulierung läßt doch viel Spielraum für Interpretationen... Physiker sind ja eher präzise Formeln und mathematische Beschreibungen gewohnt.

Und überhaupt Erhaltungssätze, von welchen genau redet Scheunemann eigentlich? Ich habe mich bemüht, z.B. im Energie- oder im Impulserhaltungssatz einen Bezug auf die Zeit als Erhaltungsgröße zu entdecken, leider vergeblich. Somit müßte es doch ein neuer Erhaltungssatz sein, nicht wahr?

Und ob die Zeit einem Erhaltungssatz unterliegt, also erhalten bleibt? Ich als des Lesens und Denkens nur bedingt mächtiger “Denuziant” meine: Sie schreitet immer weiter fort! Ist stattdessen der Zeitfluß erhalten??? Wie ist das zu verstehen? Von wo nach wo fließt die Zeit konstant? Oder meint er Zeitabstände? Dann wären wir wieder bei der vorgeblich absoluten Zeit. Endlich hat Herr Scheunemann mir Dummheit nachgewiesen. Oder was meinen Sie, verehrte Leserinnen und Leser? Bleibt auch Ihre Zeit stehen? Das ist mir vor Schreck über Scheunemanns Genius fast passiert.

Es stockt der Atem! Obermaterialist Hochschild, der mir unterstellt, ich sei gar kein (richtiger marxistischer) Materialist, wirft mir vor, dass ich Willkür betreibe, wenn ich das Universum selbst, also das materielle Sein, die physische Realität schlechthin, als alleiniges Bezugssystem wähle! Es ist unfassbar! Das materielle Sein des Universums — “praxisfern”, ein “sprachlicher Kunstgriff”! Aber nur in einem Vakuumhirn!

Und um Hochschild bei seinem Nullpunktproblem zu helfen: Der Nullpunkt des Universumsist überall! Wir können ihn, nein: wir müssen ihn einfach irgendwo setzen!

So entscheidet sich E.S., willkürlich ‚das’ Universum als absolutes Bezugssystem zu wählen. Ihm bleibt mit diesem sprachlichen Kunstgriff noch nicht erspart, wie z.B. der Nullpunkt des so definierten Koordinatensystem namens Universum festzulegen sei, abgesehen von gewissen anderen Kleinigkeiten wie der Schwierigkeit, eine Durchschnittsgeschwindigkeit, -energie etc. zu bestimmen. Scheunemann scheint mit einem Zitat des Außenseiters Peter Marquardt den Massenschwerpunkt des Universums vorzuschlagen. Das Problem ist nur, auch diese Wahl ist willkürlich und zeichnet kein absolutes Bezugssystem aus, das gegenüber anderen bevorzugt ist.

Erst will Scheunemann einer Argumentation Marquardts folgend den Massenschwerpunkt als Nullpunkt des Universum-Bezugssystems setzen, jetzt überall. Wenn das nicht reine Willkür ist, was dann?

Hochschild schreibt: “Das ist sprachlich etwas merkwürdig. Sicherlich wird E.S. nicht gemeint haben, daß eine Lichtquelle das ihr mit definitiv höherer Geschwindigkeit enteilende Licht mitnehmen kann.” Werter Herr Hochschild, genau das meine ich!

?

Ich habe mir mein bescheidenes Gehirn zermartert, aber bin nicht zu einer Lösung gekommen. Liebe Leserinnen und Leser, versuchen Sie zum Beispiel einen Stein von sich zu werfen, der schneller ist als Sie selbst es sein können und gleichzeitig dem Stein (nachdem er weggeflogen ist) noch einen Impuls zu geben. Eine schwere Aufgabe!

Hochschilds Pseudomaterialismus steigert sich sogar noch zu offenem, nacktem, reinem Begriffsidealismus!

[...]

Unser Herr Obermaterialist hat gesprochen! Begriffsdefinitorisch geht’s in der realen, physischen, materiellen Welt zu!

[...]

Als Tiger des Obermaterialismus zum Sprunge angesetzt, als Bettvorleger des Begriffsidealismus – so lieben wir unsere Pseudomaterialisten, Pseudomarxisten und Pseudodenker.

Also lieber Herr Scheunemann, mit der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist gerade begriffsdefinitorisch gemeint, daß zu ihr nicht die Bewegung der Lichtquelle addiert werden kann. Die erste Aussage impliziert die zweite. Wahrscheinlich meinen Sie etwas ganz anderes, nämlich die weitaus schwächere und banale Aussage, daß das Licht nach Emission seine Geschwindigkeit beibehält. Ich empfehle, die allgemein in der Physik übliche Terminologie zu verwenden, um auch für das physikalisch unbedarfte Publikum noch halbwegs verständlich zu bleiben und hier nicht völliges Begriffschaos ausbrechen zu lassen.

Selbstverständlich werden die Physiker trotz Scheunemann weiter an ihrer gewohnten Terminologie festhalten. Damit ist keineswegs gesagt, daß die Terminologie das materielle Sein bestimmt (was in der Tat purer Idealismus wäre). Das den Physikern oder mir in die Schuhe zu schieben ist eine Erfindung von E.S. Terminologie kann nur zum Beschreiben des Seins dienen, so wie wir auch Wörter und Begriffe zum Beschreiben unserer Umwelt benutzen. Ich finde das elementar und habe Herrn Scheunemann nur empfohlen, zur Vermeidung von terminologischen Schwierigkeiten die übliche Definition der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zu benutzen. Darauf aufbauend kann er ja trotzdem seinen Angriff gegen die Relativitätstheorie weiterfahren, wie er möchte.

Ich bin übrigens in meinem Einstein-Buch überhaupt nicht auf die Idee gekommen, mich extra noch mit dem Spezialproblem der Maxwell-Gleichungen bzw. ihrer Transformation abzugeben (was mir Hochschild vorwirft). Die Sache ist mit der Abhandlung und einer vernünftigen Interpretation der Ergebnisse des Michelson-Morley-Experiments nämlich in einem Aufwasch mit abgehandelt!

Mit einem Bruchteil der Mühe, die er sonst für seinen Kreuzzug gegen Einstein aufbringt, hätte er herausfinden können, welch große Bedeutung die Elektrodynamik und die Lorentz-Invarianz der Maxwell-Gleichungen in der Debatte des Michelson-Morley-Experiments hatte und hat. Auch eine Diskussion des Relativitätsprinzips vermisse ich.

Interessant! Herrn Scheunemann erscheinen die Maxwell-Gleichungen nur als Spezialproblem. Ein weiterer Beleg für meinen Vorwurf der Oberflächlichkeit an ihn.

Als ich das erstmals gelesen hatte, bin ich fast vom Hocker gefallen. Es ist alles nur noch unfassbar, unglaublich und — mir fehlen die Worte!

[...]

Die relativistischen ‚Naturgesetze’ hängen also definitiv vom Bewegungszustand der Dinge ab, von ihrer Relativgeschwindigkeit zueinander und vor allem gegenüber c! Sie werden in des Wortes direkter Bedeutung transformiert, gebeugt und gekrümmt, um ins relativistische physikalische Weltbild zu passen!

Nein, Naturgesetze hängen NICHT vom Bewegungszustand ab, so wie es im Relativitätsprinzip formuliert ist. Atomuhren basieren z.B. auf Schwingungen von Cäsium-Atomen, die allenfalls temperaturabhängig sind, aber abhängig von mechanischen Bewegungen??? Noch klarer wird das, wenn wir Uhren etwa auf der Basis des radioaktiven Zerfalls konstruieren. Warum sollte der radioaktive Zerfallsmechanismus selbst davon abhängen, ob die zugehörige Uhr in Pendelbewegungen versetzt wird oder nicht? Wo ist die physikalische Erklärung?

Offensichtlich gehen Scheunemann die Argumente aus. Er kann einfach keine physikalische Erklärung für den behaupteten Kraft- oder Energieübertrag auf den Gang von Uhren liefern. Es gibt nämlich keine.

Und was meint Herr Scheunemann mit den relativistischen ‚Naturgesetzen’? Wie wäre es z.B. mit den Maxwell-Formeln, dem Fundament der Elektrodynamik? Sie hängen ganz sicher nicht vom Bewegungszustand (gleichförmig geradlinig natürlich - Stichwort Inertialsystem) ab, wenn die Lorentz-Invarianz gilt, hängen aber vom Bewegungszustand ab, wenn Scheunemanns euklidisches Koordinatensystem der klassischen Mechanik zur Geltung käme. Dann müssten die Gleichungen nach Scheunemanns Ansicht falsch sein, was er mit seiner Aussage nahelegt. Welche Korrektur der besagten Gleichungen schlägt Scheunemann vor??? Schon mehr als eine ganze Physikergeneration hat sich umsonst daran gemüht. Das experimentelle Fundament der Elektrodynamik ist reinster Beton.

Das Relativitätsprinzip ist übrigens ein wunderbar materialistisches Prinzip. Philosophisch übersetzt: Das Verhalten des materiellen Seins (die Naturgesetze) hängt nicht davon ab, ob wir uns relativ zum zu messenden Objekt bewegen oder nicht, ob wir es ansehen oder gar nicht existieren. Das Sein verhält sich so wie es ist. Scheunemann hat offensichtlich große Probleme mit dem Relativitätsprinzip, dabei kommt es in früher Form schon in der klassischen Schulphysik in Gestalt des 1. Newtonschen Gesetzes daher.

Und zu guter Letzt: Selbstverständlich werden nicht die Naturgesetze gekrümmt, sondern die Raumzeit. Aber selbst dieser Wink mit dem Zaunpfahl wird E.S. wohl nicht genügen, denn er bescheinigt mir:

Man meint schließlich nur noch dem Hirntod eines Pseudophysikers und Pseudomaterialisten beizuwohnen...

[...]

Um es also ein letztes Mal und auch für den letzten Kretin zu versuchen: Man KANN durch physikalische Kräfteeinwirkung, also durch Energieeinwirkungen, physikalische Prozesse be- und entschleunigen, etwa in einem Kochtopf (Beschleunigung etwa von Wassermolekülen durch Erhitzen, also durch Energiezufuhr) oder, um mein Beispiel aus meiner ersten Antwort an Hochschild zu wiederholen, in einem Kühlschrank (Entschleunigung etwa von Wassermolekülen durch Kühlung, also durch Energieentzug). JA, das kann man! Ist damit aber ‚Zeitdilatation’ bewiesen? Wenn man durch extreme Energiezufuhr Myonen in Teilchenbeschleunigern auf extrem hohe Geschwindigkeiten extrem beschleunigt, zerfallen sie, falls die Experimente korrekt durchgeführt und falls korrekt gemessen worden sein sollte (wovon ich ausgehe), weniger schnell. Ist damit aber ‚Zeitdilatation’ bewiesen? Wenn ja: Warum sollte aber bei den physikalischen Auswirkungen der Maschine namens Teilchenbeschleuniger ‚Zeitdilatation’ im Spiel sein – bei der Teilchenentschleunigungsmaschine namens Kühlschrank aber nicht?

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Offenbar bin ich hirntot und ein Kretin, denn ich verstehe den Zusammenhang zwischen Kühlschrank und Teilchenbeschleuniger nicht. Welche Zeit will Herr Scheunemann zum Vergleich im Kühlschrank messen? Offenbar geht es ihm nur noch um "Be- und Entschleunigung" als alles erklärende Zauberformel. Und er bleibt selbstredend immer noch die Antwort auf die Frage schuldig, welcher physikalische Prozess der Energieeinwirkung auf welche Weise zur Verringerung der Zerfallswahrscheinlichkeit der Myonen beitragen soll... Meine Fragen mögen ihm lästig sein. Naturwissenschaftler wollen alles so genau wissen. Das Ganze erinnert mich entfernt irgendwie an Esoterik, denn auch da ist oft von "Energien" die Rede, die sich irgendwie auf etwas übertragen.

Verehrte Leserinnen und Leser, wenn Sie das nicht verstehen und auch noch eine Kritik wagen, könnte es Ihnen wie mir gehen, nämlich der ewigen Scheunemannschen Verdammnis anheimzufallen und zum Hassobjekt zu werden. Um mich brauchen Sie sich wenigstens nicht zu sorgen. Ich bin ohnehin nicht mehr zu retten. Mit einem Hirntoten wird Herr Scheunemann sicherlich keine qualifizierte Debatte führen wollen. Umgekehrt hat ein Hirntoter schon aus medizinischen Gründen ein sorgenfreies Dasein und kann fröhlich das Leben genießen. Nach dem Durchlesen seiner grotesken Streitschrift habe ich am Ende wirklich gelacht, gerade wegen Scheunemanns Stil und Umgangsformen.

Cross references: