Der bärtige Philosoph

Bärtig lief er in die Küche, öffnete leicht schlummernd die Tür seiner Vorratskammer. Eine letzte Flasche Wein lächelte ihm zu und beseelte durch den Kork hindurch seinen trocknen Schlund. Er griff nach ihr mit der einen und der anderen Hand zum Zieher noch ehe sein Körper in der Kammer war und ehe sein Körper aus der Küche verschwand.

Befreite das willige Buntglas einhändig vom Stopfzeug, die Flasche samt dem Hals versenkt sich in seinem Bart.

Die eine Hand am Bauch die andere am Bauch. Er trank schon lange aus der Flasche, nicht des Abwaschs wegen. Es zerbrach nur alles in seinen Händen, so war er nun mal an das grobe gewohnt so das ihm das zarte nicht erzählen konnte wie zart das zarte doch eigentlich war. Gesellig wurd´s dann, wenn der Boden sich ihm auftat und der Reife Satz kund tat vom weiten Weg über Reben und Fässer in seinen Vorratsschrank. Dorthin gekauft und in sich hinein geleert lief nun der Philosoph umher und resümierte, wie jeden Abend, über des Flaschenzaubers Schimmer. Mal er selbst und dann mal gerne jemand anders. Immer aber der Philosoph und lange schon unterm Dach und immer schon mit Bart. Dieser wuchs nur dort wo er zu sehen war nicht weil er zu faul war ihn zu trimmen, nein sein Kinn das war so fliehend das er sich irgendwann daran satt gesehen hatte. Also Eitel war er auch noch unser Philosoph.

Mit dem letzten Schluck kam in ihm der Wunsch auf, nun bald einzuschlafen. Denn er trank nur nicht wenn er schlief. Wenn es ihm nicht gelang, stülpte er sich Erinnerungen übers Ohr und griff hinter verschlossnen Lidern nach alten Lieben, die ihn nicht mehr liebten. So saß er nun dort und blickte aus der Wäsche wie ein kleines spielendes Katzenjunges, griff nach Seifenblasen, geboren aus seinem eignen Atem. Meist ging ihm bald die Puste aus bevor die Freude sich in ein Lächeln verwandeln konnte und hier fiel der bärtige Philosoph in den tiefen Schlaf den er brauchte um Glücklich zu sein.

So auch diese Nacht.

Nur das der Schlaf ihn überredet hatte bei ihm zu bleiben.

Ahmet 14.06.2007 - 09:30

An meinen Freund Jürgen
(Verstorben am 29.05.07)