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Bus nach Utopia

Der Tag eines Migranten mit entsprechender Biographie, gestaltet sich schwierig in Sachen Diskussionen über die Integration oder ähnliche Geschwüre mitten aus der bürgerlichen Dummbeutel-Ideologie.

Ausgedrückt in einfachen Worten, in den Worten in denen es sich auch der vermeintlich politisierte Migrantenstudent zu Gemüte ziehen kann, ist es ein gefährliches Unterfangen, in dem jedes noch so wissenschaftlich belegte Fundament ins Lächerliche gezogen wird. Versucht man sich in der Kunst der Rhetorik, verliert man das gleiche Argument, trotz der fasrigen Ehrlichkeit, an die engstirnige Borniertheit des in Watte gehüllten Studenten.

Seine Gegenwart ist nicht meine Gegenwart, obwohl der Atlas dieselben Breitengrade anzeigt, wenn man die Koordinaten abgrast.

Sein Leben begann mit einem Urknall an Eindrücken, wobei ich mich in diesem Moloch an Möglichkeiten wiederfand und die Früchte hoch in den Wipfeln durch meine Höhenangst unnahbar waren.

Wir sind uns also zunächst einmal im klaren darüber, dass meine Realität nicht die unsrige ist. Wobei es natürlich fraglich ist, wessen Gegenwart sich über die andere zu erheben vermag. Er gehüllt in die Erdbeersoße des Glücks. Nach drei Jahren blonder Liebe einen entsprechenden Status erlangend, will mir erzählen, dass er Deutschland verstanden hat und erklären kann.

Er, dessen angeheiratete Privilegien, gepaart mit seinem geschmeidigen Aussehen, nicht die Erklärung dafür ist, dass sich ihm die Pforten dieses Landes anders öffnen als die des Warzen tragenden Fleiss Studenten. Auf keiner Demo finde ich Spuren seinesgleichen und in keiner meiner Welten sehe ich Worte und Erklärungen dafür, dass wir, wenn auch gering, selbstverschuldet in der Misere stecken. Er diskutiert nicht darüber weshalb Defizite entscheidend über unsren Köpfen hängen, er geht von sich selbst aus. Von sich, der wie Obelix in den Zaubertrank gefallen ist und bereits nach drei Jahren den Goldenen Adler auf seinem Pass trägt. Genau dieser Mensch versucht mir weis zu machen, dass auf seiner Kleinweltskala, ich alleinig und alle, die so sind wie ich, schuldig sind im Sinne der Anklage. Weder Sprache beherrschen noch Gepflogenheiten überspannen.

Was ich geduldig beobachte, ist aber die Unwissenheit, und die nimmt Maße an, die alarmierend sind, diese Unwissenheit, die mir grinsend ins Gesicht springt und mir mit ihrem Viertelwissen über die Sphären dieses Landes zu erzählen vermag. In Worten klingt es schön, wenn man seine Stimmbänder schwingen lässt und berichtet über zwei Welten aus denen man kommt. Doch in der Realität sich weder zu der einen aus der man kommt bezieht noch vielmehr zu der aus der man jederzeit durch eine falsche Geste verstoßen werden kann.

Es gehört in meinen Augen nicht viel dazu, sich zu bekennen zu dem was einen füttert. Vielmehr sollte man in Zeiten von Hunger die Frage stellen, woher dieses Privileg rührt füttern zu können?

Es gibt sicherlich viele Geschichten, die Euch meine Denkweise näher bringen könnten, aber ich erspare mir jede einzelne von ihnen. Aus dem Grund, weil genau die sich dabei rächen, mich auf mich zu reduzieren. Das Leben wird zwar gefüllt mit Zeit und in Eurem Leben ist es nicht anders, aber dennoch versiechen Eure Diskussionen in der Frage der Sprache und der Integration - wobei ich es mir hier erspare, was ich von der Integration halte.

Ich denke aber, ich kann Euer Denken in einer exotischen und selten gebrauchten Umschreibung definieren - Fremdschämen ist Euer Laster. Und wenn der Obstverkäufer von nebenan kein fließend Inländisch beherrscht, wird auf ihn eingehämmert, bis ihm der letzte verfaulte Zahn ausfällt. Man erklärt dann den umstehenden Biologisch Echten Inländern, dass dieser Mann diese Frau ein schweres Leben hatte und nicht anders kann. Es liegt halt in seiner Abstammung und seiner Herkunft, er oder sie hatten halt Besseres zu tun als die Sprache zu lernen.

Was aber noch viel schwerer ins Gewicht fällt nach all diesen Diagnosen - dass jeder, der bewusst Antworten sucht auf Fragen, die man selbst nicht stellt - dass diese Menschen als engstirnig in den Beschreibungen der Absoluten und Korrekten Gutbürgerlichen untergehen wie ein Stein auf dem Spiegel eines Sees. Tagelang könnte, ich doch ich widme Euch nur Andeutungen von dem, was ihr meint zu verstehen und Euch gleichzeitig in das Schneckenhaus der Neutralität verzieht. Neutralität heuchelnd und dabei Früchte aus unsrem Schweiße spachtelnd, sucht ihr Erklärungen, deren Logik nicht einmal hinken kann, weil sie keine Beine besitzt!

2 Uhr - 06.06.2009, Ahmet Özkan